Golfgeschichte

Allgemein gilt Schottland als die Wiege des Golfsports, es gibt jedoch auch eine Reihe von anderen Theorien, die den Ursprung in Kontinentaleuropa sehen. Oft genannt wird dabei Holland (1297: Colf in Loenen aan de Vecht, mittlerweile allerdings widerlegt), aber auch Frankreich (Chole um 1200, Paille-Maille dokumentiert ab 1416), Brüssel (1360: Verbot des Colven) und Flandern (Abbildung eines auf ein Loch puttenden Golfers auf Eis in einem Gebetsbuch um 1480). In der Kathedrale von Gloucester gibt es ein Glasfenster von 1340, das ebenfalls einen Golfer zeigen soll. Aber auch schon im alten Ägypten, im antiken Rom und im frühen Japan, Korea und China (chuiwan, ab ca. 1000) finden sich Hinweise auf ein Spiel mit Ball und Schlägern. Verwoben mit der Frage des Herkunft des Spiels ist die Etymologie des Wortes. Vor allem durch die Arbeiten des Sporthistorikers Heiner Gillmeister gilt als wahrscheinlich, dass das erstmals 1447 bezeugte schottische golf eine Entlehnung des niederländischen kolv ("Schläger") ist.

Es ist daher umstritten, bis zu welchem Punkt man noch von Vorläufern des Golfsports sprechen kann, oder ob es sich vielmehr um Vorstufen von Hockey, Croquet, Baseball oder Billard handelt. Letztlich hängt das von den Kriterien ab, die man als unabdingbar für den Golfsport definiert. So ist es beispielsweise erst seit Pieter van Afferdens lateinischem Lehrbuch von 1545 zweifelsfrei verbürgt, dass beim Ausführen des Golfschlages der Spieler nicht vom Gegner gestört werden darf. Die frühesten schottischen Dokumente könnten sich insoweit auch auf eine Sportart beziehen, die zwar "Golf" genannt wurde, aber eher dem brutalen Kampfspiel Soule bzw. Soule à la Crosse entsprach.

Dem gegenüber steht jedoch die Tatsache, dass sich von allen Früh- oder Vorformen des Golfspiels nur die schottische Variante bis heute erhalten hat. Alle anderen Spielformen verschwanden irgendwann oder entwickelten sich in eine andere Richtung – beispielsweise wurde aus Colf das Indoor-Spiel Kolf bzw. Kolven. Das heute übliche Golfspiel wurde in allen nicht britischen Ländern erst im 19. oder 20. Jahrhundert eingeführt bzw. reimportiert.



Golf im 15. Jahrhundert

Das erste schriftliche Zeugnis des Golfs in der heutigen Schreibweise stammt aus dem Jahr 1457, als das schottische Parlament mit König James II. als treibender Kraft "ye fut bawe and ye golf" verbietet und stattdessen das Üben des Bogenschießens anordnet. Der Bann wird von den Königen James III. (1471) und James IV. (1491) noch einmal bekräftigt. Er fällt 1502 dem Friedensschluss zwischen Schottland und England zum Opfer, der die paramilitärischen Übungen der Bevölkerung nicht mehr angemessen erscheinen lässt. Bald darauf wird bekannt, dass James IV. selbst Golf spielt, als eine Rechnung über für ihn angefertigte Golfschläger im offiziellen Etat des Hofes auftauchte.

Golf im 16. Jahrhundert

Aufgrund der königlichen Unterstützung verbreitet sich Golf im 16. Jahrhundert über ganz Großbritannien. Der erste bürgerliche Golfer findet 1527 Erwähnung, ein gewisser Sir Robert Maule soll auf den Barry Links in der Nähe des modernen Carnoustie gespielt haben. Die erste Referenz auf Golf in St Andrews stammt von 1552, im Folgejahr erlässt der Erzbischof ein Dekret, das der lokalen Bevölkerung das Spiel auf den Links gestattet. In der Folge führt Maria Stuart den Sport in Frankreich ein. Von ihr ist außerdem aus dem Jahr 1567 überliefert, dass sie unmittelbar nach der Ermordung ihres Gatten Golf spielte, wofür sie allgemein kritisiert wurde.

Golf im 17. Jahrhundert

Der erste Golfschlägerbauer wird 1603 urkundlich, als William Mayne von König James VI zum "Royal Clubmaker" ernannt wird. Der "Featherie", ein mit Federn gefüllter Lederball, kommt 1618 ins Spiel. Die erste Erwähnung des Golfs in Amerika ist ein Verbot des Spiels in den Straßen von Albany, New York, aus dem Jahr 1659. Das erste internationale Match findet 1682 in Leith statt, als Schottland (repräsentiert durch den Duke of York und John Paterson) ein ungenanntes englisches Duo besiegt. In diesem Kontext wird auch der erste Caddie bekannt, ein Andrew Dickson trug die Schläger des Duke of York. 1691 wird St Andrews in einem privaten Brief als "Metropolis of golfing" beschrieben.

Golf im 18. Jahrhundert

1735 wird mit der Royal Burgess Golf Society der erste Golfclub gegründet, wobei die Quellenlage hier umstritten ist. Der erste Export von Golfschlägern nach Amerika ist von 1743 überliefert. In Leith gründen sich 1744 die Gentlemen Golfers of Leith, die auch das erste formale Regelwerk des Golfs herausbringen. Später wird aus ihnen die heute noch existierende Honourable Company of Edinburgh Golfers. Als ältester Golfclub, der ununterbrochen am gleichen Standort existierte, gilt die 1754 gegründete St. Andrews Society of Golfers, später umbenannt in Royal & Ancient Golf Club of St Andrews. Das Zählspiel wird 1759 in St Andrews erstmals erwähnt, davor gab es nur die Spielform des Lochspiels. 1764 wird die 18-Loch-Runde eingeführt. Royal Blackheath, in der Nähe von London, wird 1766 der erste Golfclub außerhalb Schottlands und 1768 wird in Leith das erste Clubhaus eröffnet.

Golf im 19. Jahrhundert

Das erste dokumentierte Damenturnier wird 1810 in Musselburgh (10 km östlich von Edinburgh) abgehalten, 1867 konstituiert sich der erste Damengolfclub in St Andrews. Außerhalb der britischen Hauptinsel kommt es 1820 zur ersten Clubgründung in Bangalore, Kontinentaleuropa startet 1856 in Pau. Der Hickory-Schaft setzt sich ab 1826 gegen andere Holzarten durch, 1891 kommt der Stahlschaft auf den Markt. Ab 1848 wird der Featherie durch den weiter fliegenden und billiger herzustellenden Guttapercha Ball abgelöst, der wiederum aus denselben Gründen 1898 dem Haskell Ball, einem umwickelten Hartgummikern, weichen muss. Die Open Championship, das älteste, noch heute gespielte Turnier, feiert 1860 ihre Premiere in Prestwick. Young Tom Morris gelingt 1867 das erste überlieferte Hole in One. 1892 konstituiert sich mit dem Darmstadt Golf Club der erste Club in Deutschland; britische Kurgäste spielten bereits seit 1889 im Kurpark Bad Homburg, eine Gruppe deutscher Jugendlicher um Philipp Heineken ab 1890 in den Neckarauen bei Cannstatt. Die Gründung der USGA fällt ins Jahr 1894, die Zählweise nach Stableford wird 1898 erfunden und das Holztee 1899 patentiert.

Golf im 20. Jahrhundert

Bundespräsident Walter Scheel beim Golfspiel während seines Aufenthalts in Mexiko (Juni 1977)Golf ist bei den Spielen 1900 und 1904 olympische Sportart. 1902 erscheinen Grooves auf dem Schlägerblatt, 1905 Dimples auf dem Golfball, dafür werden 1910 die center-shafted Putter und 1911 die Stahlschäfte vom R&A wieder aus dem Spiel genommen. Der Deutsche Golf Verband nimmt 1907 seine Geschäfte auf. Mit der PGA of America konstituiert sich 1916 die erste Interessenvertretung für Berufsgolfer. Stahlschäfte sind ab 1929 wieder überall zugelassen und verdrängen nun endgültig die Hickory-Schäfte. Die Obergrenze von 14 Schlägern pro Spieler und Runde wird 1938 erstmals angewandt. R&A und USGA einigen sich 1951 auf ein gemeinsames Regelwerk, gleichzeitig werden Stymies abgeschafft und center-shafted Putter wieder erlaubt. Im Jahr 1963 erleben der Gummigriff (vorher Leder) und gegossene Eisen (vorher geschmiedet) ihr Debüt, 1969 folgen der Graphitschaft und Cavity Back Eisen. Die bislang einzigen beiden Golfschläge auf dem Mond werden vom Astronauten Alan Shepard mit einem Eisen 6 im Jahr 1971 vorgenommen. Die ersten Driverköpfe aus Metall kommen 1979 heraus und verdrängen das Holz aus Persimmon. Titan wird als Material für Hölzer im Jahr 1994 in den amerikanischen Markt eingeführt und setzt sich in der Folge durch.


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